Unterschiedliche Zinspolitik in den USA und Europa
Liebe Anlegerinnen und Anleger,
trotz des sehr ruhigen Handels in den vergangenen Tagen befinden wir uns natürlich in einer extrem spannenden Börsenwoche. Denn obwohl heute natürlich die Ergebnisse der EZB- Sitzung im Vordergrund stehen, wird am morgigen Freitag der wichtige US- Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Wenn wir den privaten ADP als Indikator heranziehen, wird sich die Beschäftigung überraschend erhöhen. Daraus wiederum könnte eine Diskussion entstehen, ob die US-Notenbank FED nicht vielleicht doch einen aggressiver als heute von den meisten Anlegern erwarteten Zinsschritt vornimmt. Oder insgesamt im kommenden Jahr einen stärkeren Zinsimpuls setzt als heute von der Mehrheit vermutet wird.
Da diese Art von Diskussion aber niemandem nutzt, schlage ich vor, die Entwicklung der viel beachteten zehnjährigen US-Treasuries zu betrachten.
Abgebildet sehen Sie hier den Preis (also die Rendite und nicht den Kurs) der zehnjährigen US-Anleihe, der durch den Kampf zwischen Angebot und Nachfrage gebildet wird. Wie bei den P & F Charts üblich stehen X-Säulen für steigende und 0-Achsen für fallende Kurse. Für die bessere graphische Übersichtlichkeit wurde die Rendite um eine Zehnerstelle verschoben.
Schon ein schneller Blick zeigt Ihnen, dass sich die Zinsen von ihrem Rezessions-Tief des Sommers 2012 bei 1,5 % deutlich gelöst haben, aber auch das Hoch aus dem Winter 2014 bei 3 % nicht verteidigen konnten. Obwohl bekanntlich die „Prime Rate“ von der FED seit etwa 9 Jahren nicht mehr angetastet wurde, sehen wir eine erhebliche Schwankung der Zinsen.
Wie Sie gut erkennen, befindet sich aktuell der „Preis für zehnjähriges Geld“ in einem Aufwärtstrend, wie Ihnen die leicht holperige Aufwärtstrendgerade zeigt. Diese ist seit etwa einem Jahr gültig und deutet auf die steigende Nachfrage in diesem Markt. Interessant ist die Entwicklung der letzten Tage. Obwohl wir kurz vor einer von der Mehrheit der Marktteilnehmer erwarteten Anhebung der Zinsen stehen, ist die Rendite leicht gesunken. Bisher war der Rückgang aber noch nicht groß genug, um eine neue 0-Spalte zu bilden. Da bei den P & F Charts nur die wirklich wichtigen Kursveränderungen notiert werden – übrigens unabhängig von der Zeitachse – befinden wir uns hier noch in einer positiven X-Achse. Da aber umgekehrt die negative Begrenzungslinie durchstoßen wurde, rechne ich mit einem weiteren Zinsanstieg. Zunächst bis 2,4, längerfristig aber sogar bis über 3 %.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit ihren Investitionen und eine besinnliche Adventszeit.
Mit herzlichen Grüßen aus dem Rheinland,
Ihr Klaus Buhl