die ersten Handelswochen des neuen Jahrzehnts verliefen spannend und hochemotional und erinnern uns daran, einen weit verbreiteten Fehler beim Investieren und Anlegen zu vemeiden.
Trotz der vielen aktuell im Internet sehr populären Crashpropheten, die uns fast täglich daran erinnern, dass bald irgendwo eine Blase platzen wird, dürfen wir keinesfalls zulassen, dass wir uns von unseren Emotionen leiten lassen. Konkret dürfen wir uns aktuell nicht von gut laufenden Positionen trennen und zu früh Gewinne mitnehmen aus purer Angst, irgendetwas könnte passieren.
Bekanntlich zählen Angst und Gier zu den stärksten Gefühlen des Menschen und insbesondere diese beiden Emotionen sind es, die uns Investoren das Leben so schwer machen.
Gut zu beobachten war dies jüngst am 3. Januar, als Präsident Trump den viel diskutierten Drohnenangriff auf den iranischen General und Terroristen Soleimani befahl. Prompt knickten die durchgehend gehandelten Aktien- Futures ein und auch die Börsen in Asien und Europa eröffneten sehr schwach und nervös.
Doch die großen und meist gut informierten US- Anleger ließen sich nicht aus dem Bockshorn oder ihren gut laufenden Positionen jagen und die Indizes zuckten nur sehr kurz. Wer in Europa im frühen Handel entgegen den freundlichen übergeordneten Aufwärtstrend den Verkaufsknopf zog, merkte schon mittags, dass er einen großen und emotional geprägten Fehler gemacht hatte.
Die institutionellen Investoren zeigten weder Nerven noch Emotionen. Dies ist verständlich, denn die Börse ist unpolitisch. Erfolgreiche Anleger kümmern sich nicht um die Politik, sondern ausschließlich um die zukünftigen Firmengewinne, Umsätze und Marktanteile. Für politische Korrektheit ist an der Börse genauso wenig Platz wie für Emotionen.
Deutlich wurde dies auch in den vergangenen Tagen, als
endlich das sehnlichst erwartete „Phase- 1“ Handelsabkommen zwischen den USA
und China unterzeichnet wurde. Die Anleger reagierten darauf kaum,
wahrscheinlich, weil sie es bereits erwartet hatten. Oder vom langfristigen
Erfolg wenig überzeugt waren. Denn immerhin werden in diesem „very great Deal“
nur Zollschranken beseitigt (sogar nur teilweise), die vor Beginn des
Handelsstreits überhaupt nicht existierten.
Immerhin wird Peking die verhängte Importsperre für US-Güter wieder aufheben
und die Menge der Importe erhöhen. Noch sind dies aber Absichtserklärungen und
der freie Zugang zum chinesischen Markt ist noch längst nicht geregelt. Eine
langfristig wertvoller „great deal“ sieht wahrlich ganz anders aus – trotz des guten Marketings und
einiger Tweets von Präsident Trump.
Ein praktisches Instrument, Emotionen im Griff zu halten und Anlagefehler zu vermeiden
Viele große Anleger behalten stets den von CNN regelmäßig aktualisierten „Fear an Greed“ Index im Blick, der sich aus objektiv messbaren Teilkomponenten und Indikatoren zusammensetzt. Dadurch ergibt sich ein Röntgenblick in das aktuelle Marktgeschehen und die Gefühlslage der menschlichen Marktteilnehmer. Dieser Indikator ist wirklich objektiv und ähnlich wichtig für mich wie die Risikoindikatoren des inneren Marktes, die ich hier häufig bespreche. Vor allem funktioniert der objektive Indikator viel besser als die so belieben subjektiven Umfragen mit kleinen Stichproben.
Bemerkenswert ist heute die historisch hohe Ausprägung des objektiven von CNN berechneten „Angst-und Gier-Index“. Dieser deutet aktuell auf hohe Gier und geringe Sorglosigkeit der Anleger, was im Sinne der Sentiment-Theorie natürlich keine gute Mischung ist. Am vergangenen Freitag notierte der Index bei 89 Punkten, einem historisch betrachtet nur selten erreichtem Niveau. Vor wenigen Tagen tendierte der Index allerdings bei unglaublichen 99, was ich noch nie erlebt habe und was auf hohe Gier im Markt deutet. Die Marktlage beruhigt sich gerade wieder etwas, was auch mit dem typischen saisonalen Verlauf der Aktienmärkte korrespondiert.
Hier noch einmal kurz die wichtigsten quantitativen
Einflussfaktoren für den Index:
1. bewegt sich das Volumen an der NYSE im Einklang mit den Kursen?
2. wie stark ist das Momentum? Bewegt sich dieses oberhalb oder unterhalb des
125 Tage Durchschnitts?
3. bevorzugen die Anleger hohe Risiken bei den sogenannten Junkbonds?
4.SuchendieInvestoren die Sicherheit von Staatsanleihen und Sicherheit?
5. wie ist die Relation der Aktien, die ein neues Jahreshoch machen im
Vergleich zu denjenigen, die ein neues Jahrestief markieren?
6. sind die Anleger nervös gemessen an der Volatilität (VIX) ?
7. wie ist die Relation der gehandelten Kaufoptionen zu den Verkaufsoptionen-wie
groß ist das Bedürfnis der Anleger sich abzusichern?
Gemessen an diesen Kriterien darf der Fear-and Greed Index nicht mit einem
umfragebasierten Sentiment-Indikator verglichen werden. Diese sind meiner
Meinung nach ungenau und subjektiv. Vor allem wenn die Umfragen in Deutschland
und mit einer relativ kleinen Stichprobe gezogen werden. Immerhin halten die
Deutschen leider kaum Aktien, weshalb die Kurse in den USA und nicht in
Deutschland „gemacht“ werden. Daher bin ich sehr skeptisch gegenüber den
beliebten heimischen Umfragen eingestellt.
Beim „Fear and Greed“ handelt es sich übrigens nicht um einen kurzfristigen Timing-Indikator, da Märkte überraschend lang überhitzt oder überverkauft bleiben können. Trotzdem haben sich jüngst neue Investitionen nicht aufgedrängt.
Im Premium Börsenbrief habe ich übrigens auch wegen des besprochenen Indikators in der vergangenen Woche keine neue Empfehlung ausgesprochen. Übergeordnet bleibe ich aber zuversichtlich für das neue Jahr und lauere bereits auf neue Gelegenheiten bei starken Aktien aus starken Sektoren und überzeugenden Regionen.
Hier können Sie meinen Service testen.
Viel Erfolg und herzliche Grüße von Ihrem fairen Berater
Klaus Buhl