Im Gegensatz zum Jahreswechsel 2018/2019 hatten wir Anleger nach einem freundlichen Börsenjahr sehr besinnliche Feiertage und kaum Anlass, uns über den Verlauf der Börsen im neuen Jahr zu sorgen.
Dies ist leicht ironisch gemeint und damit will ich ausdrücken, dass es keinen Sinn macht Prognosen zu erstellen, indem man einfach nur die Tendenz des abgelaufenen Jahres mehr oder weniger phantasielos verlängert. Nur so ist es zu verstehen, dass die Mehrheit der DAX-Prognosen für das Jahresende 2020 einen Anstieg von etwa 6 % vorhersagt, was in etwa dem historischen durchschnittlichen Kursanstieg am deutschen Aktienmarkt entspricht. Folglich sehen viele „mutige“ befragte Investoren den DAX bei etwa 14.500 am Jahresende 2020.
Dabei wissen wir natürlich alle, dass die jährlichen Befragungen nicht gerade seriös sind und eher zur Belustigung beitragen (sollen?). Etwas zynisch könnte man vermuten, daß nur in Deutschland, dem Land mit der leider extrem geringen Aktionärsquote von weniger als 15 % der Bevölkerung, Börsenprognosen so beliebt sein können. Doch damit ist natürlich der (Un) Sinn von Börsenprognosen noch längst nicht erklärt.
Gefährliche Börsenprognosen
Meiner Meinung nach ist es erfolgversprechender, den DAX für das Jahresende 2025 als für Silvester 2020 vorherzusagen – denn langfristig betrachtet steigen die Kurse fast „immer“. Dies ist der Grund, weshalb Börsenprognosen sogar gefährlich sind, da sie uns vom Investieren abhalten können.
Viele Anleger zerbrechen sich fast täglich – und nicht nur am Beginn des neuen Jahres – den Kopf über die vielen aktuellen Probleme in der Welt. Tatsächlich gibt es heute viele Risiken, die unseren Wohlstand bedrohen. Aber mal ganz ehrlich, die gab es in früheren Dekaden auch. Den Spruch „früher war alles besser“ kann ich wirklich nicht nachvollziehen.
Wenn mein sehr alter Vater mit mir über die Vor- und Nachkriegszeit, den kalten Krieg und die Entwicklung der jungen Bundesrepublik spricht, dann denke ich, dass wir in einer prima Zeit leben. Trotz Klimawandel, zahlreicher geopolitischer Probleme und Herausforderungen, Handelskrieg und Präsident Trump im Weißen Haus…..
Wozu taugen Börsenprognosen?
Häufig habe ich das Gefühl, Börsenprognosen für einen Stichtag werden vor allem aus purer Eitelkeit erstellt oder um sich selber zu profilieren. Denn eigentlich kann man dabei (fast) nur verlieren, was jeder Investor im Gegensatz zu vielen Journalisten wissen sollte.
Natürlich kann man mal großes Glück haben und richtig liegen, ganz genau wie die viel zitierte stehende Uhr, die auch zweimal am Tag die korrekte Zeit anzeigt. Deshalb ist die Versuchung für eitle Menschen und geltungsbedürftige „Crashpropheten“ so groß, immer wieder ihr Glück herauszufordern. Häufig steckt dahinter auch nur reines Marketing und der Wille, in die Medien zu kommen oder dort zu bleiben. Dies halte ich übrigens für sehr verwerflich, da wir alle wissen, wie wichtig heute eine seriöse Altersabsicherung und Investitionen in Qualitätsaktien sind.
Viel wichtiger als Prognosen bleibt auch im neuen Jahr die
Analyse dessen, was heute am Markt geschieht. Wohin fließt das Geld der großen
und meist gut informierten Anleger?
Werden Aktien, Renten oder Rohstoffe bevorzugt? Welche Länder, Regionen und
Sektoren sind beliebt? Diese
Entwicklungen sind kein Zufall, sondern Methode und das Ergebnis des Kampfes
zwischen Angebot und Nachfrage.
Darauf kommt es auf den verschiedenen zeitlichen Ebenen beim
Investieren an. Und nicht darauf, was evtl. passieren könnte oder auch nicht.
Hätten Sie vielleicht zu Beginn des Jahres 2019 die spätere hervorragende
Kursentwicklung geahnt? Oder darauf gewettet, dass die FED plötzlich das Ruder
herumlegt und drei Zinslockerungen folgen werden?
An der Börse wird die Zukunft mit einem Vorlauf von mindestens sechs Monaten gehandelt, deshalb sind Prognosen so schwierig bzw. praktisch unmöglich. Vor allem wenn sie sich auf einen Zeitpunkt und nicht einen längeren Zeitraum beziehen.
Persönlich hatte ich im vergangenen Jahr übrigens stets den Konflikt zwischen dem Iran und den USA als Auslöser von Turbulenzen „auf dem Zettel“, aber es ist bekanntlich nichts passiert. Ob dies auch für das neue Jahr gelten wird, steht aber auf einem anderen Blatt.
Da Börsen aber bekanntlich „kurze Beine haben“, will ich auch heute, kurz vor einer wahrscheinlichen Eskalierung des Konflikts, nicht darauf wetten, wie oder überhaupt die globalen Börsen davob berührt werden.
Vielleicht kommt ja auch diesmal wieder alles anders als man denkt.
Auch dies wäre doch sehr typisch für die launische „Miss Börse“.
Meine Prognose für das neue Jahr lautet daher, dass wir Anleger am sichersten und gelassensten das Jahr 2020 meistern werden, wenn wir auf die objektiven Muster des Inneren Marktes achten. Wenn wir uns dann noch ein wenig auf die stärksten Sektoren und Länder konzentrieren und die Veränderung der Volatilität im Blick behalten, werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit einen guten „Börsenjahrgang 2020“ erleben.
Bitte klicken Sie hier und seien Sie im neuen Jahr von Anfang an dabei.
Ihr fairer Berater Klaus Buhl
