Die Renditen klettern und könnten zu einem Problem für Aktien werden
Auch wenn es an den Märkten seit Monaten ruhig nach oben zu laufen scheint, so gab es letzte Woche doch eine interessante Entwicklung zu beobachten:
Trotz Zinssenkung der US-Notenbank Fed steigen die Zinsen für US-Staatsanleihen weiter. Lagen wir vor wenigen Wochen noch bei 3,75% für zehnjährige Treasuries, sind wir nun bereits bei 4,23% und damit fast ein halbes Prozent höher. Dieser Anstieg setzte in den vergangenen Tagen den Aktienmarkt leicht unter Druck. Grund genug also, dass wir uns die Entwicklung etwas genauer ansehen.
Geht es Ihnen auch so? Die Börse läuft seit August aufwärts und so macht Kapitalanlage natürlich Spaß. Nicht einmal der September, der eigentlich statistisch gesehen immer ein Sorgenmonat ist, konnte daran dieses Jahr etwas ändern.
Und doch kamen die Märkte vergagenene Woche leicht ins Stottern. Schuld daran war ein auf den ersten Blick zumindest unerwartete Phänomen: der Anstieg der Zinsen für zehnjährige amerikanische Staatsanleihen.
Ungewöhnlich ist dieses Phänomen deshalb, da ja erst am 18. September durch die US-Notenbank Fed eine starke Zinssenkung von 0,5% als Auftakt des neuen Zinssenkungszyklus auf den Weg gebracht wurde. Vor diesem Hintergrund wäre natürlich zu erwarten, dass die Zinsen weiter fallen. Doch der Markt scheint die Fähigkeit der Fed, die Zinsen weiter senken zu können, aktuell massiv anzuzweifeln.
Stockcharts: Entwicklung der Zinsen 10jähriger US-Staatsanleihen
Im obigen Chart sehen Sie recht deutlich, wie die Unterstützung aus dem Jahr 2023 hielt und der Zinssatz sogar nach oben aus dem Abwärtstrend ausbrach. Dies irritierte sowohl Anleger als auch Analysten.
Nun sorgen sich bereits einige Marktteilnehmer, ob die Fed bei ihrer nächsten Entscheidung überhaupt die Zinsen wie bereits fest geplant senken könne.
Auch dem Aktienmarkt, nachfolgend in Form des S&P 500, gefiel die Entwicklung nicht sonderlich. Nachfolgend können Sie erkennen, wie der Zinsanstieg direkt mit einem Rückgang in den Kursen des S&P 500 einherging.
Abbildung: S&P 500 vs. 10jährige Zinsen US-Treasuries (Quelle: Stockcharts.com)
Das ist natürlich für ein paar Tage nicht dramatisch. Doch gibt es hier schon ein paar Punkte zu bedenken. Einerseits bedeuten steigende Renditen/ Zinsen erhebliche Mehrbelastungen für die nach Orientierung suchende US-Wirtschaft. Die Hypothekenzinsen und gestiegenen Preise am US-Häusermarkt machen vielen Amerikanern ohnehin bereits zu schaffen. Wenn hier die kurzfristige Entspannung schon ihr Ende gefunden hat, sorgt das nicht für eine Verbesserung der Situation.
Gleichzeitig treiben höhre Zinsen natürlich die Finanzierungskosten für viele Unternehmen wieder nach oben und machen letztlich Aktien als Anlageklasse gegenüber Fixed income Papieren weniger attraktiv.
Zugegeben, soweit sind wir natürlich noch nicht. Aber die Entwicklung ist etwas, das zumindeste aktuell durchaus eine Korrektur und erhöhte Volatilität auslösen dürfte.Die anstehende US-Wahl dürfte hier sicherlich ebenso mitwirken.
Passend dazu meldet sich übrigens auch der mittelfristige NYSE Bullisch Prozent Index. Hier fehlten nur 1,06 Punkte und wir gehen in eine neue O-Spalte und den Zustand „Bear Confirmed“ (bestätigt bärisch) über.
Abbildung: P&F-Chart des NYSE BP Index (Quelle: Stockcharts.com)
Aus meiner Sicht ist daher aktuell durchaus etwas Umsicht geboten, insbesondere bis die US-Wahl über die Bühne gegangen ist. Eine gewisse Volatilität kann aber gerade bei sehr attraktiven Titeln durchaus für interessante Einstiegschancen bei Rücksetzern dienen.
Sie sollten also einerseits nicht nur Ihre bestehenden Positionen genau im Blick haben und, wo nötig, absichern. Sondern haben Sie auch einen Blick auf die Chancenseite.
Denn ich gehe nicht davon aus, dass wir eine wirklich ernsthafte Schwächephase erleben.
Saisonal befinden wir uns in einem starken Umfeld. Einiges deutet auf die erneute Wahl von Donald Trump hin, auch wenn uns Europäern das mehrheitlich nicht gefällt.
Die Märkte sind lediglich etwas nervöser im Moment und dies trifft auf eine bereits bestehende technische Überkauftheit. Da liegt eine kleine Korrektur durchaus nahe. Doch vielleicht ist dies angesichts der sehr guten Performance der Märkte der letzten Wochen auch gar nicht so schlecht.
Denn wer jetzt günstig und strategisch wohlüberlegt einkauft, eröffnet sich damit interessante Chancen, weit ins Jahr 2025 hinein.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Investieren.
Bitte zögern Sie nicht, falls Sie Fragen an mich haben.
Herzliche Grüße vom fairen Berater,
Ihr Klaus Buhl
