Liebe Anlegerinnen und Anleger,
derzeit geht es an den Aktienmärkten sehr ruhig zu – obwohl es zahlreiche Gründe gibt, über die man sich als Anleger durchaus berechtigte Gedanken machen könnte.
Das verleitet viele Marktteilnehmer natürlich ein wenig zur Sorglosigkeit. In wie weit diese jedoch berechtigt ist und wo reale Risiken liegen, sehen wir uns heute einmal gemeinsam am Beispiel des DAX an. Die hieraus gewonnen Schlüsse lassen sich derzeit auf weite Teile des deutschen Aktienmarkts übertragen.
Ich weiß nicht, ob es Ihnen genauso geht. Aber aus meiner Sicht ist eines der schönsten Dinge an der Börse, dass jedes Jahr stets komplett anders verläuft (und oft auch anders als zu Jahresbeginn erwartet). Hierin liegt nur einer der vielen Reize, den die Finanzmärkte einem nach Jahrzehnten professioneller Arbeit noch immer bieten.
Doch werden wir etwas konkreter: Seit Wochen sind immer wieder mahnende Stimmen zu hören, dass die Märkte nun alleine schon saisonal bedingt bald korrigieren müssten und damit einen „heißen Sommer“ vor sich sehen. Danach erfolgt gewöhnlich eine lange Liste an Argumenten, warum das so sein müsse. Oft sind dabei zu lesen: Trumps Zölle, der fortlaufende Ukraine-Krieg, Sanktionen, BRICS vs. Westen, schlechter US-Arbeitsmarktbericht und viele weitere Punkte. Das kann relevant sein, muss es aber nicht (mehr dazu gleich).
Und bisher möchte der Chart des DAX beispielsweise auch noch nicht mitspielen

Abbildung: Längerfristiger Wochenchart des DAX (Quelle: Stockcharts.com)
Der DAX notiert aktuell bei 24.280 Punkten (Stand 21. August 2025) und befindet sich damit in unmittelbarer Nähe zu seinem Allzeithoch. Seit dem pandemiebedingten Tief im Frühjahr 2020 zeigt der Index einen klaren Aufwärtstrend, der nur durch kurzzeitige Konsolidierungen unterbrochen wurde. Die langfristige 200-Wochen-Linie bei rund 17.052 Punkten steigt weiterhin deutlich an und unterstreicht den etablierten Bullenmarkt. Auch der 50-Wochen-Durchschnitt bei etwa 21.508 Punkten verläuft aufwärts und hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach als stabile Unterstützung erwiesen. Rücksetzer in diesen Bereich wurden bislang konsequent von Käufern aufgefangen. Charttechnisch ist der Bereich um 23.000 bis 23.200 Punkte aktuell eine wichtige kurzfristige Unterstützung, während auf der Oberseite erst oberhalb von 24.400 Punkten mit weiteren Anschlussgewinnen zu rechnen ist.
Der MACD liegt derzeit im positiven Bereich, zeigt aber eine leichte Abschwächung der Aufwärtsdynamik. Dies deutet auf einen vorübergehenden Momentumsverlust hin, der entweder Begleitzeichen einer Konsolidierung sein kann oder aber auch zu einer weiteren Korrektur führen könnte. Rein charttechnisch ist dies kein Grund zur Sorge.
Die Korrekturrisiken liegen unter der Oberfläche
Wenn wir jedoch fundamentale Aspekte mit hinzuziehen, dann gewinnt die Entwicklung im DAX derzeit tatsächlich eine neue Perspektive. Denn fundamental betrachtet, und klar messbar, liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den deutschen Markt derzeit deutlich über dem historischen Durchschnitt und bewegt sich sogar oberhalb des Bereichs von zwei Standardabweichungen. Solch hohe Bewertungen sind selten und können auf eine Überhitzung hindeuten. In der Vergangenheit gingen Phasen dieser Art häufig mit einer erhöhten Anfälligkeit für stärkere Korrekturen einher, insbesondere bei sich verändernden Zinsumfeldern oder externen Belastungen.
Insgesamt bleibt der DAX zwar technisch klar im Aufwärtstrend, unterstützt durch steigende gleitende Durchschnitte und solide Unterstützungszonen. Dennoch mahnt die hohe Bewertung zu erhöhter Wachsamkeit. Kurzfristig könnten Rücksetzer in den Bereich des 50-Wochen-Durchschnitts oder an die Unterstützung bei 23.000 Punkten als Einstiegschancen dienen. Mittel- bis langfristig sollten Sie als Anleger jedoch ein konsequentes Risikomanagement verfolgen, um auf mögliche Trendwenden vorbereitet zu sein. Und dies gilt nicht nur für die deutschen Aktien im DAX, sondern die deutschen Aktienmärkte in größerer Breite. Ausgenommen sind hier nur gezielte Einzelchancen, die entsprechend günstiger bewertet sind.
Ich wünsche Ihnen einen schönen sommerlichen Sonntag sowie einen guten Start in eine erfolgreiche neue Woche.
Ihr Klaus Buhl
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