DAX-Anleger bleiben gelassen
In den vergangenen Tagen hat sich die Nervosität der Anleger vergrößert und die Risiken werden stärker beachtet als in den vergangenen Wochen. Aus Sicht der Verhaltensökonomik eigentlich ein gutes Zeichen um einer Blase vorzubeugen. Dieses Verhalten zeigt sich auch im wichtigen inneren Markt, der etwas abbröckelt und bei den konjunktursensitiven Transportaktien.
Liebe Anlegerinnen und Anleger,
sehr behutsam und fast wie ein voll beladener Öltanker, der sich dem Hafen nähert, verlieren die globalen Indizes an Dynamik. Es scheint so, als würden sich die Investoren ganz allmählich der speziellen Risiken bewusst, die mit der vermeintlich wirtschaftsfreundlichen Politik der neuen US- Administration verbunden sind. Wochenlang hat man sich in erster Linie auf die Chancen konzentriert, was in der Verhaltensökonomie bedenklich ist und auf eine Übertreibungsphase deutet.
Bekanntlich ist es für uns Anleger Zeitverschwendung zu ergründen, warum Kurse steigen oder fallen. Wichtiger ist es eine genaue Vorstellung zu haben, ob der Markt vom Angebot oder der Nachfrage gelenkt wird. Im Nachhinein werden wir immer von den Medien mit den passenden Ursachen unterhalten. Wichtig ist aber zu wissen, dass die großen übergeordneten Indizes und auch die einzelnen Sektoren stets zwischen ihren überkauften und überverkauften Zuständen hin und her pendeln. Deshalb sollte man sich zuerst immer ein genaues Bild davon machen, ob die Nachfrage oder das Angebot im Vorteil ist. Am besten natürlich auf derjenigen Zeitebene, die für einen selber am interessantesten ist.
Der innere Markt weicht kurzfristig auf
Übergeordnet und auf Sicht von Wochen bis Monaten bleiben die Bullen nach wie vor eindeutig im Vorteil und führen den Ball. Die Marktbreite ist hoch und etwa 70 % der notierten Aktien werden von der Nachfrage gelenkt. Anders stellt sich aber der Blick auf das kurzfristige Bild dar.
Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Relation der im S & P 500 Index enthaltenen Aktien, die oberhalb ihrer 50 –Tage- Linie notieren, also kurzfristig von der Nachfrage gelenkt werden. Dieser relativ kurzfristige Risikoindikator zeigt Ihnen, dass der Aufwärts-Impuls schwächer wird und sogar zu kippen droht. Eine völlig normale und sogar gesunde Konsolidierung scheint nun begonnen zu haben. Die großen Indizes werden noch von den Schwergewichten, aktuell z.B. von Apple, „oben“ gehalten. Viele kleine und weniger bekannte Aktien, die natürlich auch weniger Gewicht auf die (Index)-Waagschale bringen, schwächeln jedoch schon etwas. Immer mehr Aktien verlieren die wichtige Unterstützung der 50- Tage- Linie und werden vom Angebot gelenkt. Der Markt weicht von innen her auf, da nur noch wenige „schwere“ Aktien die Indizes stützen.
Diese systematische Schwäche zeigt Ihnen die Grafik des kurzfristigen Risikoindikators. Einerseits entfernen wir uns aus der oberen extremen Zone. Wichtig ist aber auch, dass der aktuelle Impuls nach unten gerichtet ist, dies ist die aktuell herrschende Trendrichtung. Immer mehr Aktien müssen ihre wichtige 50-Tage-Linie aufgeben und werden kurzfristig vom Angebot gelenkt. Dies wiederum zeigt Ihnen die negative o- Spalte ganz rechts die sogar die beiden vorhergehenden von Anfang Januar unterschritten hat. Kurzfristig wird es also etwas rauer als in den vergangenen Wochen zu gehen. Speziell die ehemals schwachen Sektoren tendieren nun meist noch schwächer als vorher, während die starken Sektoren früher in eine Bodenbildung übergehen.
Transportaktien deuten auf Konsolidierung
Wie hier schon mehrfach berichtet, gelten die Transportaktien als sehr konjunkturempfindlich, die den übergeordneten Trend der Indizes häufig vorab andeuten.
Besonders in der Umgebung von potentiellen zyklischen Hochs oder Tiefs sollten wir die Transportaktien gut beobachten. Geraten die nämlich unter Verkaufsdruck, wäre entsprechend der Dow- Theorie der Aufwärtstrend am breiten Markt in Gefahr. Heute deutet sich aber an, dass eine Konsolidierung bevorstehen könnte.
Wie Sie sehen, hat sich nach der Wahl von D. Trump eine ungewöhnlich lange und dynamische X-Achse gebildet. Ganz grundlegend hat sich das das Pendel im Kampf zwischen Angebot und Nachfrage auf die Seite der Nachfrage verlegt. Eine regelrechte Fahnenstange hat sich gebildet, die in der Sprache der P & F Charts als „High-Pole“ Warnung bezeichnet wird. Sehr häufig wird eine derartig lange X-Achse in der nächsten Korrektur wieder zur Hälfte korrigiert.
Die nächste gute Unterstützung für den Sektor befindet sich bei 9.100 Punkten, dann bei der runden Marke von 9.000. Idealerweise würde sich eine harmlose Konsolidierung oberhalb davon abspielen. Sollte die sehr wichtige Region von 9.000 Punkten unterschritten werden, muss auch im gesamten Aktienmarkt mit größeren Verkaufsdruck gerechnet werden. Eine weitere Unterstützung wäre dann die aufsteigende positive Trendgerade.
DAX –Anleger bleiben überraschend gelassen
Wie oben dargelegt, deuten einige wichtige Indikatoren wie der innere Markt oder die Transportaktien auf eine bevorstehende Konsolidierung. Der äußere Chart des DAX, hier der gelassene P & F Chart, zeigen sich hingegen noch vollkommen gelassen und wenig aufgeregt. Bisher hat sich noch nicht einmal ein kurzfristiges Verkaufssignal gebildet und alles deutet nach wie vor auf die Nachfrage als bestimmende Kraft.
Lediglich im rechten Bereich die beiden kurzen 0- Spalten zeigen Ihnen die Nervosität der Marktteilnehmer. Bisher war die Abgabebereitschaft aber zu gering um eine 0- Spalte zu erzeugen, die unter die vorhergehende wandert. Im Sinne der P & F Technik besteht also noch kein Grund zur Sorge und der Aufwärtstrend ist weiterhin intakt. Kritisch wird es erst, falls wir demnächst unter die Unterstützung bei 11.450 fallen sollten. Dann muss mit einem Test der Region von 10.800 oder sogar der aufsteigenden Trendgeraden gerechnet werden. Trotzdem empfiehlt es sich zur Ergänzung der Analyse des die Warnsignale aus dem Transportsektor und dem inneren Markt zu beachten.
Umgekehrt sehr positiv wird das Umfeld für die Bullen erst wieder, wenn das zyklische Hoch bei 11.850 überwunden wird.
Viel Erfolg mit ihren Positionen und einen schönen Tag wünscht Ihnen Ihr fairer Berater aus Bonn.
Falls Sie Fragen haben, eine Beratung oder einen unabhängigen Depot-Check wünschen, melden Sie sich einfach bei mir.
Ihr Klaus Buhl