DAX 30: die Anleger bleiben nervös
da bekanntlich in Athen und Brüssel die Uhren anders laufen, es daher dort schon seit mehreren Wochen kurz vor 12 Uhr ist, will ich hier ein Experiment wagen und versuchen, eine ganze Kolumne zu schreiben, ohne dass ungeliebte Thema zu berühren. Im Sinne der Charttechnik ist dies sogar vernünftig, da wegen der besonderen Uhren-Stellung die Marktteilnehmer sehr lange Zeit hatten, sich vorzubereiten und zu disponieren. Im Großen und Ganzen sollte das Thema also in den Kursen enthalten und abgearbeitet sein – bis es wirklich neue Nachrichten gibt..Wenn da nur nicht diese Unsicherheit wäre, die wir Börsianer so sehr verabscheuen.
Da außerdem auch noch die „Zins-Angst“ wie ein Damoklesschwert auf den Märkten lastet, ist es fast schon erstaunlich, dass die US –Märkte nach wie vor nahe ihrer Allzeithochs notieren, während die europäischen Börsen schon etwa 10 % korrigiert haben. Interessant ist es an der US- Börse derzeit zu beobachten, wie sehr die wichtigen Sektoren bezüglich ihrer Performance auseinander laufen. Während z.B. der für den Konjunkturverlauf sehr wichtige Transportsektor schwach notiert und damit ein klassisches Warnsignal gibt, dass sich der ohnehin nicht sehr robuste Aufschwung seinem Ende annähert, zeigen die wichtigen Chip- Aktien relative Stärke.
DAX 30 erneut an vorentscheidender Unterstützung
Da der gegenwärtige P & F Chart des DAX einen viel deutlicheren Eindruck als der Kerzenchart vermittelt, zeige ich Ihnen heute den gelassenen P & F Chart.
Entsprechend der Philosophie der P & F Charts wurde der Aufwärtstrend im DAX unterbrochen und der gegenwärtige Abwärtsimpuls ist mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht beendet.
Dies erkennen Sie vor allem an der negativen Widerstandsgeraden, die sich bei 11.900 gebildet hat und an der gerissenen positiven Unterstützungsgeraden. Beachtenswert ist auch die Dynamik, mit der die wichtige Unterstützung bei 11.200 verletzt wurde. Diese Region wird sich jetzt zum hartnäckigen Widerstand umkehren.
Außerdem hat sich ein neues Verkaufssignal gebildet, als die aktuelle negative 0-Spalte die vorhergehende unterschritt. Dessen Wirkung sollte nicht unterschätzt werden, da es sich unterhalb der Unterstützungsgerade gebildet hat. Der Druck der Verkäufer hat sich an dieser Stelle also nochmals erhöht im Vergleich zum Wochenanfang.
Insgesamt gehe ich davon aus, dass der DAX 30 in den nächsten Tagen die hier nicht abgebildete wichtige und nach wie vor aufsteigende 200- Tage- Linie bei 10.500 Punkten von oben testen wird. Spätestens in der Region von 10.600 Punkten erwarte ich dann aber gute Einstiegsgelegenheiten.
Im Gegensatz zu den bekannteren Kerzencharts misst der P & F Chart aber auch dem „Punch“ einer Bewegung große Bedeutung zu. Insofern waren die vergangenen Tage ein wichtiger Indikator darauf, dass es mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen noch einen weiteren Abwärtsimpuls geben wird. Ob die Gegend von 10.600 dann wirklich das Korrekturtief sein wird, oder ob es während eines „Sell-Offs“ noch etwas weiter nach Süden geht, kann heute nicht beurteilt werden. Immerhin sind wir mittlerweile schon recht überverkauft. Trotzdem sind jetzt erstmal die Bären am Zug und der Markt geht den Weg des geringsten Widerstands – also nach unten.
Dementsprechend schadet es nicht, weiterhin Liquidität zu halten und auf gute Kaufgelegenheiten zu warten.
Der DAX 30 in der saisonalen Betrachtung
Um etwas vom Hype rund um Griechenland abzulenken, zeige ich Ihnen hier den saisonalen Kursverlauf für den DAX 30. Dementsprechend besteht eine gute Chance, dass nach dem schwachen Juni schon bald eine Erholung eingeläutet wird. Denn entsprechend dem saisonalen Muster ist der Juli ein besserer Monat, als sich viele Anleger bewusst sind. Vor allem natürlich, wenn es im Juni eine Korrektur gab wie gegenwärtig.
Quelle: seasonalcharts.com
Entsprechend dem saisonalen Kursverlauf wäre nun also bald eine Erholung fällig- auch wegen der Überverkauftheit von DAX 30 und Co. wäre dies keine große Überraschung. Vor allem natürlich, falls es nun doch endlich eine Entscheidung in Brüssel geben würde, die die Unsicherheit von den Märkten nimmt. Nach dieser etwaigen zwischen Erholung allerdings könnte uns bald schon wieder die übliche Tristesse des Börsensommers mit leicht ab bröckelnden Kursen einholen.
Nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg mit ihren Investments und gute Nerven.
Mit sommerlichen Grüßen aus dem Rheinland, ihr Klaus Buhl