Die Verkäufer sind systematisch im Vorteil, Goldsektor überverkauft
Im Vorfeld der US-Wahl- wird die Unruhe der Anleger größer, was aber auch dem Zinsanstieg geschuldet ist. Obwohl die bekannten Indizes nahe ihrer Hochs handeln, gärt es unterhalb der Oberfläche. Immer mehr Aktien wechseln auf ein Verkaufssignal und der Markt weicht von innen her auf. Dafür sind die Goldminen bereits überverkauft und stehen vor einer Kaufgelegenheit.
Liebe Anlegerinnen und Anleger,
In den vergangenen Tagen haben sich die kursbeeinflussenden Themen im Vergleich zur Vorwoche kaum verändert, trotz des misslungenen Ausbruchs des DAX. In den Medien wurden die Quartalszahlen wie die von Apple und Microsoft diskutiert, natürlich bleibt auch der US- Präsidentschaftswahlkampf im Mittelpunkt. Vor allem wird diskutiert, welche Aktien bzw. Sektoren bei welchem Wahlausgang gesucht oder eher gemieden werden sollten. Dabei haben sich die großen Akteure schon längst auf eine Präsidentschaft Clinton eingestellt. Darauf deutet nicht nur die ungewöhnlich große Gelassenheit der Marktteilnehmer im Vorfeld der Wahl – sondern auch die Schwäche der Biotech-und Pharma-Aktien. Diese gelten als vermeintliche Verlierer bei einem Wahlsieg von Frau Clinton, da diese sich bereits mehrfach für Preiskontrollen ausgesprochen und der Pharmalobby gedroht hat.
Die Rendite nimmt Kurs auf das 2015-er Jahreshoch
Das andere kursbeeinflussende Thema – auch wenn darüber in den Medien kaum diskutiert wird – ist der starke Zinsanstieg in den USA. Obwohl von der breiten Öffentlichkeit kaum bemerkt und unterstützt von einer Reihe positiver Konjunkturdaten, klettert die Rendite der wichtigen zehnjährigen Anleihen sehr dynamisch. Dieser Zinsanstieg ist meiner Meinung nach die Ursache für die harte Korrektur im Goldsektor und bei den Immobilienaktien. Deutlich profitieren können auf der Gegenseite die Finanz- und Bankaktien.
Da ein Bild mehr sagt als tausend Worte, zeige ich Ihnen hier die Rendite der zehnjährigen US-Anleihe.
Der gelassene P & F Chart zeigt Ihnen, dass der seit dem vergangenen November (Buchstabe B im rechten Drittel der Grafik) gültige Abwärtstrend der Rendite überwunden wurde.
Das extreme Rendite-Tief in diesem Juli nach dem Brexit-Schock (Ziffer 7) bei 1,3 % und der vermeintlichen Flucht in Sicherheit, wurde von den Marktteilnehmern endgültig abgelehnt. Es bildete sich eine aufsteigende Unterstützungsgerade und nach jeweils zwei höheren Hochs und Tiefs wurde jetzt sogar der dominierende Abwärtstrend bei 1,7 % geknackt. Obwohl wir natürlich nach wie vor historisch betrachtet auf einem sehr geringen Zinsniveau notieren, wirkt der Trendwechsel jetzt wie ein psychologischer Bremsklotz in den Köpfen der Aktionäre und sorgt für Unruhe und Gewinnmitnahmen. Besonders betroffen sind davon die vermeintlich zinssensitiven Sektoren, z.B. die Gold- und Silberaktien, deren Verlauf ich in der folgenden Grafik zeige.
Goldminen: Kaufgelegenheit in Sicht?
Der starke und oben bereits gezeigte Zinsanstieg setzt dem Goldminensektor deutlich unter Druck. Übergeordnet zählt der Sektor aber nach wie vor zu den relativ stärksten an der US Börse und sollte daher noch längst nicht aufgegeben werden. Auch da es statistisch nicht belegt ist, ob wirklich ein Zusammenhang zwischen steigenden Zinsen und schwachen Minenaktien besteht. In diesem Jahr ist die Korrelation aber unverkennbar, besonders im Januar und März/April als die Zinsen fielen, haussierten die Minen.
Da wir uns aber nicht um die Statistik kümmern wollen sondern um das, was heute am Markt passiert, zeige ich Ihnen hier die Relation der Kaufsignale nach P & F bei den Goldminen.
Die Grafik zeigt Ihnen den Goldminensektor aus einer völlig anderen Perspektive, genauer gesagt den Prozentsatz derjenigen Aktien des Sektors, die auf einem definiertem P & F Kaufsignal notieren.
Nur kurz zur Erklärung: die Aktien eines Sektors (und auch des Gesamtmarktes) verlaufen relativ homogen und mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 85 % in die gleiche Richtung, ganz ähnlich also wie ein Fischschwarm. Oberhalb von 70 % Kaufsignalen ist der Sektor überhitzt. Dieser Zustand kann zwar eine Weile anhalten, aber irgendwann kommt der Moment, in dem die frühen Anleger ihre Gewinne mitnehmen, der Sektor schwächer tendiert und sich dadurch eine negative 0- Spalte bildet. Der Sektor weicht dann von innen her auf und immer mehr Aktien geraten unter den Einfluss des Angebotes. Genau dies haben wir im August erlebt (Ziffer 8) im rechten Drittel. Damals notierten praktisch alle Aktien des Sektors auf einem Kaufsignal, was natürlich einer sensationellen Marktbeteiligung, aber gleichzeitig auch extremen Überhitzungsphase entspricht. Typischerweise gerieten die Goldminen aufgrund dieser zyklischen Überhitzung in eine Umverteilungsphase und unter starken Verkaufsdruck. Diesen erkennen Sie an den beiden ungewöhnlich dynamischen und negativen 0- Spalten. Der Sektor der Goldminen ist entsprechend unter Verkaufsdruck und wird vom Angebot gelenkt. Genauso ist es auch gegenwärtig wieder, wie die aktuelle 0-Spalte (Buchstabe A) zeigt. Die Tendenz im Sektor zeigt also mittelfristig deutlich nach unten.
Hier unten, also unterhalb der Marke von 30 %, finden Sie aber dennoch die systematisch guten Einstiegsgelegenheiten – und oberhalb von 70 % ist es genau umgekehrt. Obwohl in beiden Fällen die Massenmedien jeweils die andere Richtung bevorzugen. Achten Sie also in den kommenden Tagen auf diesen Indikator und ob sich eine positive X- Spalte bildet. Dies würde auf eine systematisch steigende Nachfrage im Sektor deuten. Bis dahin würde ich die Füße stillhalten.
Die Bären sind systematisch im Vorteil
Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Auswirkung des Zinsanstiegs aus einer völlig anderen und systematischen Perspektive. Sie sehen die Relation der Kaufsignale an der New Yorker Börse, also den Prozentsatz der Titel, die auf einem Kaufsignal der P & F Technik notieren. Indirekt wird die Unruhe und leichte Umverteilungsphase der großen Marktteilnehmer deutlich. Diese erkennen Sie im rechten Bereich der Grafik am systematisch sinkenden Prozentsatz der Kaufsignale an der NYSE. Der Verkaufsdruck nimmt also systematisch zu – und dies auf recht hohem Niveau bei entsprechend hoher potentieller Fallhöhe.
Kritisch ist, daß mit dem Unterschreiten der wichtigen Marke von 70 % ein klassisches Warnsignal ausgelöst wurde. (Teils) Abseits der bekannten Indizes werden immer Aktien vom Angebot gelenkt und verlieren eine wichtige technische Unterstützung, geraten also auf ein Verkaufssignal der P & F Technik. Demnach befinden wir uns JETZT in einer unruhigen Marktphase und Mr. Market unterstützt fallende Kurse. Es schadet also nicht, seine Stopp-Kurse gut zu beobachten oder enger zu setzen. Die systematisch guten Kaufgelegenheiten finden wir im unteren Bereich der Grafik und vor allem wenn sich wieder eine X-Achse bildet, die Nachfrage wieder steigt und frisches Kapital in den Markt gelenkt wird. Per heute sieht es aber nicht danach aus, es wird aktuell Kapital abgezogen und die Anzahl der Verkaufssignale steigt. Die Bären sind also im Vorteil.
Viel Erfolg mit Ihren Positionen und herzliche Grüße aus dem Rheinland,
ihr Klaus Buhl