Liebe Leserinnen und Leser,
in dieser Woche ist der DAX 30 endlich aus seiner vielzitierten Handelsspanne ausgebrochen und hat wenigstens intraday die wichtigen Hürden bei 9.700 und dann 9.750 überboten. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob dies wirklich ein nachhaltiger Ausbruch ist, oder ob nach wie vor die Gefahr eines Doppeltop mit einer anschließenden Umverteilungsphase besteht. Denn einerseits halten sich gute und schlechte Nachrichten in etwa die Waage, auf der anderen Seite aber ist die Skepsis groß (was natürlich eher für die Käufer spricht). Fundamental sind kein echten „Kauftrigger“ zu erkennen, während auch die wichtigen US-Indizes in unmittelbarer Nähe ihrer Hochs handeln. Daher bleibt die Spannung auch in den kommenden Tagen sicherlich sehr hoch.
Während in den Medien noch heftig diskutiert wird , ob der jüngste Angriff der Bullen auf die Andeutung der EZB zurückzuführen ist, im Juni die Zinsen zu senken, oder mit durchwachsenen Quartalszahlen in Verbindung steht, betrachten wir hier lieber das Ergebnis des Kampfes zwischen Angebot und Nachfrage aus Sicht der P & F Technik.
DAX knackt wichtige Hürde
Deutlich zeigt der gelassene P & F Chart den Erfolg des Bullenlagers und die vorrübergehende Überwindung des Widerstands bei 9.700 Punkten. Einer der Vorteile dieser Technik wird hier deutlich, nämlich die Reinigung des Charts von den störenden Nebengeräuschen und dies völlig unabhängig vom Zeitverlauf. Deshalb wird nicht nur der Sprung über den Widerstand gut ersichtlich, sondern ebenfalls dass sich der DAX trotzdem an seinem All Time High aus dem Januar (Ziffer 1 in der X-Spalte) bei 9.800 abmüht. Insofern haben die Bullen bisher nur einen Satz, aber noch längst nicht das Match gewonnen – um es in der Sprache des Tennis auszudrücken. Noch spannender wird es also erst oberhalb von 9.800 Punkten, obwohl auch dies noch nicht den Matchpoint bedeuten würde. Denn unangenehmerweise wird wahrscheinlich die „runde“ Marke von 10.000 Punkten wie ein mentaler Bremsklotz wirken und den Bären für eine Weile die Pranken stärken.
Da ich nun viel Negatives zu einem grundsätzlich positivem Chartbild gesagt habe, will ich natürlich auch die positiven Dinge nennen. Die wichtige steigende Unterstützungsgerade ist vollkommen intakt und dadurch der Aufwärtstrend ebenfalls. Die in der vergangenen Woche hier angesprochene Widerstandszone bei 9.600 ist wurde geknackt und dadurch hat sich Gefahr eines Doppeltops reduziert. Umgekehrt findet der Index heute zwischen 9.700 und 9.600 einige gute Unterstützungen. Mithin ist das Chance-Risiko-Verhältnis nicht schlecht, da spätestens bei etwa 9.500 stabile Unterstützungen und die aufsteigende Trendgerade wirken. Wer nur den äußeren Chart betrachtet, und entsprechen der Philosophie der technischen Analyse die fundamentalen Daten als gegeben hinnimmt, muss sich keine großen Sorgen machen.
US-Indizes: kein Doppeltop in Sicht
Während der DAX noch zwischen seiner Widerstandszone und der Magie der runden Marke gefangen ist, sind zumindest die Aktien des S & P 500 bereits einen Schritt weiter. (Leider gilt dies nicht für die wichtigen Titel an der NASDAQ, die nach wie vor unter Abgabedruck stehen.
Hier sehen Sie nicht den Chart des üblichen S & P 500 Index der größten US-Werte, sondern sein gleichgewichtetes Pendant „Eaqual Weight“. Alle Titel sind hier gleich „schwer“ und wichtig, es gilt das Prinzip „One Man One Vote“. Jede Stimme zählt also gleich und wenige schwere Titel sind nicht in der Lage, den gesamten Index zu beeinflussen. Dieser Index hilft Ihnen zu erkennen, ob der Markt in seiner ganzen Breite intakt ist, oder vielleicht nur wenige schwere Titel den Index oben halten.
Konkret erkennen Sie im rechten Bereich, dass die Dynamik zwar nachlässt, aber kein Grund zur Sorge besteht. Bitte beachten Sie, dass der Index sein altes Hoch bereits im April bei 2.900 geknackt hat (Ziffer 4) und dadurch dem DAX enteilt ist. Eine weitere Parallele besteht darin, dass der S & P ebenfalls vor einer runden Zahl steht und demnächst Nerven zeigen könnte.
Zweifellos ist der Aufwärtstrend intakt und ein neues Hoch ist ein wichtiges charttechnisches Signal, welches meist neue Käufer anlockt. Brenzlig wird es erst, falls sich demnächst ein frisches Verkaufssignal (also eine negative 0-Spalte) unterhalb von 2.750 bildet. Aber davon sind wir noch ein ganzes Stück entfernt – trotz des gestrigen leichten Kursrückgangs.
Das wichtigste Argument, welches gegen die Bullen spricht, ist in diesem äußeren Chart nicht zu erkennen und nur dem inneren Markt zu entnehmen. Ich spreche von der abnehmenden Relation der Kaufsignale der P & F Technik – trotz des äußerlich positiven Charts ein deutliches Warnsignal. Dies zeigt Ihnen, dass einige größere Investoren ins Lager der Verkäufer gewechselt sind und ihre Titel an die Nachzügler verkaufen.
Viel Erfolg mit Ihren Investments,
Ihr fairer Berater aus Bonn Klaus Buhl